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Wednesday, July 22, 2020

FALKENSEE.aktuell - falkensee aktuell

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Lasst die Bücher frei! In den meisten Wohnzimmerregalen im Havelland stehen viele spannende Bücher, die in diesem Leben aber trotzdem niemand aus der Familie mehr in die Hand nehmen wird. Nun ist es so, dass es sich absolut nicht mehr lohnt, alte Bücher für ein paar Cents bei eBay einzustellen. Selbst auf Flomärkten entwickeln sich ausgelesene Bücher leicht zur Dauerware, die den aufgestellten Tapeziertisch einfach nicht mehr verlässt.

Selbst die Stadtbüchereien haben nicht endlos Platz für ausgelesene Schinken. Die Alternative: Wir brauchen mehr Büchertauschplätze.

Direkt am Bredower Teich, dort, wo sonst immer die Neptuntaufe parallel zum Bredower Teichfest stattfindet, steht seit Ende Mai ein hölzernes Freiland-Bücherregal mit Sonnen- und Regendach. Es ist vollgestopft mit gut erhaltenen Krimis, Gruselschockern, Kinderbüchern und verschiedensten Sachbüchern. Jeder, der gerade Lesebedarf hat (und wer hat das nicht in den Ferien?), ist eingeladen, sich frei am Fundus zu bedienen und einfach das eine oder andere Buch mitzunehmen, dessen Lektüre interessant zu sein verspricht.

Verantwortlich für die „Bredower Mini Bibliothek“ ist Michaela Marszalkowski (29). Die Ur-Bredowerin, die lange Zeit in der Nauener Theodor Körner Buchhandlung gearbeitet hat, erzählt: „Das Freiland-Bücherregal mit Dach und solarbetriebener Beleuchtung habe ich zusammen mit meinem Papa gebaut, die Kosten habe ich komplett aus eigener Kasse bezahlt. Wir haben die Mini-Bibliothek erst bei uns im Garten aufgestellt, konnten dann aber die Gemeinde davon überzeugen, sie öffentlich zugänglich zu machen. Die ersten 30 Bücher stammten von mir. Die Mini-Bibliothek wird sehr gut angenommen, das können wir am steten Büchertausch sehen. Viele kommen mit dem Fahrrad, entdecken den Bücherschaukasten, nehmen gleich ein Buch mit und kommen später zurück, um eigene Bücher beizutragen.“

Die Regeln hat die gelernte Buchhändlerin selbst vorgegeben: Wer ein Buch mitnimmt, sollte dafür ein anderes dalassen.

Michaela Marszalkowski: „Natürlich gibt es auch Ladenhüter, die sortiere ich aus. Am häufigsten kommen Krimis neu hinzu, besonders gern mitgenommen werden Romane von Nora Roberts und Stephen King. Das Buch ’50 Shades of Grey‘ war gefühlt in Sekunden weg. Toll fand ich, dass ein Lustiges Taschenbuch für Kinder immer wieder zurückgebracht wurde, nachdem ein Kind es ausgelesen hatte. Dass Bücher an ihren alten Ort zurückfinden, hat mich sehr überrascht, damit habe ich nicht gerechnet.“

Das Büchertauschen bringt auch einen sozialen Effekt mit sich: Die Nachbarn treffen sich am Bücherschrank, tauschen Tipps aus und reden über Literatur. Außerdem entwickeln sie einen gewissen Stolz darüber, dass sie so eine tolle Open-Air-Bibliothek haben – und andere nicht. Das schweißt Bredow noch weiter zusammen. Zumal der Verein „Bredow im Havelland e.V.“ (www.bredow-dasdorf.de) die Aktion unterstützt. Der Verein sorgt mit Aktionen wie eben dem Bredower Teichfest und dem Bredower Kinosommer (am 15. August wird „Rocketman“ gezeigt) immer wieder dafür, dass der ländlichste Vorposten von Brieselang zum kulturellen Hotspot wird.

Die gelernte Buchhändlerin Michaela Marszalkowski stellt die eingehenden Bücher bereits in zweiter Reihe auf: „Ich hatte anfangs gehofft, dass die ‚Bredower Mini Bibliothek‘ noch größer wird. Aber für den Anfang ist das schon in Ordnung so. Vielleicht wäre ein zweiter Standort eine gute Wahl für die Zukunft. Bredow wird stetig größer, es entsteht ja gerade erst wieder eine neue Siedlung.“

Michaela Marszalkowski liest selbst eigentlich alles. Nur um Krimis macht sie am liebsten einen großen Bogen: „Ich bin ein echter Angsthase. Wenn ich einen Krimi anfange, muss ich ihn sofort zu Ende lesen. Bis der Böse hinter Gittern sitzt, sonst kann ich nicht schlafen.“

Andrea Grosse aus Bredow ist Stammkundin in der neuen Büchertauschbörse: „Meist bringe ich drei neue Bücher und nehme vier gleich wieder mit. Oder anders herum. Ich finde es absolut fantastisch, dass es so eine Einrichtung in Bredow gibt.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 173 (8/2020).




July 22, 2020 at 06:28AM
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