Mühlanger -
Das Experiment ist erst einmal abgeschlossen, der Teich ist wieder trocken, die Bäche sind mehr oder minder zu einem Rinnsal geworden.
Die Rede ist vom Aufzuchtteich an der B 187 in Mühlanger. Viele Jahre lang hatten die Angler hier von April bis Oktober zwischen 300 und 450 Kilogramm Satzfische produziert.
In den vergangenen zwei Jahren musste bereits viele Wochen früher als geplant wegen des Wassermangels notabgefischt werden.
Viele Tiere leiden
Darunter würden nicht nur die Angler und ihr Teich leiden, sagt Angelvereinsvorsitzender Joachim Schade: „Es geht auch um die Tiere, die im Zahna-bach leben. Teichmuscheln, Stichlinge, Gründlinge und Hechte zum Beispiel. Die sterben ja auch alle. Die zu schützen, das ist unser Anliegen.“
Schuld ist aus Sicht des Vereins von Anfang an und allen voran der Biber. Die Trockenheit trage die Hauptschuld, meinen die Untere Naturschutzbehörde (UNB) und der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW).

Dieses Schild haben die Angler vor ihrem Aufzuchtteich angebracht. Ein weiteres steht im Teich. So ganz aufgeben wollen sie aber doch noch nicht.
Nach einigen Gesprächen zwischen den Behörden und den Anglern wollte der Verein es noch einmal wissen und startete im Frühjahr, als der Zahnabach genügend Wasser führt, einen Probelauf.
Seit zwei Wochen trocken
Ende März wurde das Wasser vom Zahnabach in den Angelteich gelassen. „Mit Hängen und Würgen“, blieb das Wasser knapp vier Monate, sagt Joachim Schade.
Die ganze Zeit über habe der Zahnabach immer wieder sehr wenig Wasser geführt oder gar trocken gelegen. Ende April habe das Wasser im Teich nur halbhoch gestanden. Seit gut zwei Wochen liegt er wieder komplett trocken.
„Das liegt aus meiner Sicht hauptsächlich am Biber“, wiederholt Schade mit Nachdruck. Er fordert damals wie heute von der UNB, dass der Biber vom Zahnabach entfernt wird.
Nachdem die Angler den Behörden vorgeworfen hatten, nicht genügend zu tun, ist in den vergangenen Monaten einiges passiert. Von einem Damm am Umspannwerk wurde das Material in Zusammenarbeit von LHW und UNB entnommen.
Als der Biber diesen wieder erhöhte, regulierten ehrenamtliche Mitarbeiter den Damm wieder. Ein weiterer, den der Biber gerade begonnen hatte zu bauen, wurde entfernt.
Die UNB habe sich jüngst sehr bemüht, erkennt Schade an. „Das hat gut geklappt, da kann man nicht meckern.“ Und auch das LHW „hat ein bisschen was getan“, resümiert er.

Der trockene Zahnabach
Doch ausreichend sei es nicht gewesen. Kürzlich habe er wieder einen Damm entdeckt. „Jeder Biberdamm ist wie eine Staustufe im Fluss. Das Wasser versickert so deutlich mehr und am Ende kommt nichts mehr an.“
„Ich würde sagen, dass wir in Mühlanger eine ganze Menge Faktoren haben, die dazu führen, dass der Teich wieder trocken liegt“, sagt Julia Weier, die zuständige Sachbearbeiterin bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises.
Hauptproblem Trockenheit?
Einerseits sei es sicherlich der Biber, dessen Damm ja aber an der problematischen Stelle entnommen bzw. an anderer Stelle reguliert wurde, betont sie.
Die starke Trockenheit sei aber das Hauptproblem. Zwar hat es in diesem Jahr häufiger geregnet als 2018 und 2019. Anhand der Daten von der nächstgelegenen Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Wittenberg ist aber zu erkennen, dass auch das deutlich weniger war als beispielsweise 2016, als noch nicht notabgefischt werden musste.
Im April 2016 sind 18,4 Liter pro Quadratmeter gefallen. Im Mai 42,7, im Juni 70,9. Dieses Jahr waren es im April 8,5 Liter pro Quadratmeter, im Mai 33,9 und im Juni 97,2.
Keine eindeutigen Schlussfolgerungen
Eindeutige Schlussfolgerungen lassen sich aus diesen Daten nicht ziehen - allein schon weil die Station acht Kilometer entfernt ist und sich das Niederschlagsgeschehen bereits in geringer Entfernung deutlich anders entwickelt haben könnte, teilt der DWD mit.
Doch fast alle Messwerte der vergangenen vier Jahre inklusive der aus 2020 liegen unter dem vieljährigen Mittelwert (1961-1990). Neben der Trockenheit gebe es aber noch etwas: „Der Teich ist nicht dicht. Damit haben wir die Problematik, dass eine konstante Wasserzufuhr notwendig ist“, sagt Weier.
Auf die Dichtheit des Teiches habe man nie besonders viel Wert legen müssen, weil immer genügend Wasser da war, sagt Angler Schade. Weil der Teich aber unter den langen Trockenperioden gelitten habe, wolle man nun überprüfen, ob es schlimmer geworden ist.

Der Biberdamm.
Dass das Wasser nicht im Teich geblieben ist, liege vielmehr auch an dem Zustand des Zahnabaches. „Der ist so verkrautet, dass es zu einem Rückstau kommt“, sagt Schade. Früher habe er eine Sohlenbreite von zwei bis drei Metern gehabt.
„Jetzt ist es nur noch ein Rinnsal, der sich durch die Verkrautung quält.“ Flussbereichsingenieurin Dörte Ruffert vom LHW zeigt sich hingegen sicher: „Das Kraut im Zahnabach beeinträchtigt nicht den Wasserabfluss.“
Die jährlichen Entkrautungsarbeiten beginnen im August. Zeitiger lasse es die Gesetzeslage nicht zu. Sie sagt, dass „weder der Biber noch das Kraut für das fehlende Wasser verantwortlich“ seien.
Weiter im Blick behalten
Ehrenamtliche der UNB sind weiterhin vor Ort, behalten die Dämme und die Fischtreppe im Blick. „Wir geben nicht auf“, versichert Weier. „Grundvoraussetzung für die Zukunft ist, dass genügend Wasser durch den Bach fließt“, resümiert Schade.
Wenn nichts an der Durchgängigkeit des Baches passiere und der Biber nach wie vor so geschützt ist, „dann hat es keinen Sinn mehr mit der Fischaufzucht“, sagt er. „Aber wir haben immer noch ein Fünkchen Hoffnung!“ (mz)
August 17, 2020 at 11:30AM
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Sorgen in Mühlanger: Der Angelverein kämpft weiter um Teich, Bach und Tiere - Naturschutz und Biber - Mitteldeutsche Zeitung
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